Kiten auf Sizilien
- Moana Kitecommunity
- 23. Aug. 2019
- 7 Min. Lesezeit
geschrieben von Jule
Bella Italia, Pizza, Pasta, Wein, Dolce Vita, jeden Tag thermische Winde und zusätzlich noch die größte, stehtiefe Lagune Europas. Diese Gründe hatten mich überzeugt Sizilien auf meiner Travel – Liste ganz weit nach oben zu setzen. Anfang des Jahres machte ich mich an die Planung des Urlaubes. Zu meiner Freude entschieden sich zwei Freundinnen spontan dazu uns zu begleiten. Also eine Reise mit vier Personen. Leider mussten wir feststellen, dass die Direktflüge nach Palermo sehr teuer sind. Da wir alle nur ein begrenztes Budget hatten, mussten wir uns eine Alternative zu den teuren Flügen suchen. Uns kam die Idee die Flugpreise mit den Preisen für Mietwagen zu vergleichen und ohne zu zögern entschieden wir uns Sizilien mit dem Auto anzusteuern. Das preiswerteste Angebot erhielten wir bei der Autovermietung Buchbinder. Kombi, mit Dachreling und allen Versicherungen, die uns mit einem sicheren Gefühl los fuhren ließen. Freitagabend fuhren wir los und Montagnachmittag mussten wir in unser gebuchtes Haus einchecken. Das Haus buchten wir über AirBnB. Die Besitzerin Michela ist ebenfalls passionierte Kiterin und war telefonisch für uns jeder Zeit zu erreichen. Mit Tipps und Rat stand sie uns im Vorfeld und während des Urlaubes immer zur Seite. Im Haus war alles vorhanden, was wir benötigten. Küche mit ausreichend Geschirr, Bad mit Dusche und zwei Schlafzimmer. Im Vorgarten hatten wir zusätzlich eine Dusche, um unser Kitezeug täglich auszuwaschen. Wenn ihr mehr über das Haus erfahren wollt, schaut auf Instagram mal bei @kitehouselapalma vorbei.


Die erste Nachfahrt ging einmal quer durch Deutschland, mit kurzen Powernaps irgendwo in der Pampa. Unser Ziel war der Gardasee. Völlig übermüdet erreichten wir Samstagvormittag auch tatsächlich den Gardasee.

Zum Glück erhielten wir auch gleich einen Platz auf einem Campingplatz, direkt am Wasser. Von der Schönheit des Sees und der umliegenden Landschaft waren wir überwältigt. Eigentlich wollten wir den Zwischenstopp auch zum Kiten nutzen, allerdings stellten wir fest, dass es relativ kompliziert ist (bürokratisch, finanziell) auf dem Gardasee zu kiten. So nutzten wir unseren Nachmittag, um zu entspannen und seit Ewigkeiten mal wieder in einem See zu baden. Am nächsten Morgen ging es beizeiten für uns los. Unser Etappenziel war es die Fähre nach Sizilien zu erreichen, die sich an der Spitze des italienischen Stiefels befindet. Das bedeutete für uns nochmal 24 Stunden durchfahren. Aber mit Sizilien und ganz viel Kiten vor den Augen, schafften wir auch das! Falls ihr plant mit eurem Bulli oder dem Auto durch Österreich und Italien zu fahren, plant auf jeden Fall genügend Geld für die Mautstationen ein (wir haben circa für eine Tour 150€ an Maut ausgegeben). Pünktlich erreichten wir unsere Fähre und setzten endlich über nach Sizilien. Insgesamt gibt es einige Fähren in Italien, die Sizilien ansteuern. Wir entschieden uns jedoch die Fähre von Villa San Giovanni nach Messina auf Sizilien zu nehmen. Es ist eine kleinere Autofähre, die alle 80 Minuten fährt und deutlich preisgünstiger ist als andere Fähren. Geht aber davon aus, dass diese Fähre mit einer gewissen „italienischen Pünktlichkeit“ fährt ;-). In Messina angekommen, waren wir erstmal geschockt vom italienischen Fahrstil. Mehr als einmal krallte ich mich in die Tür und musste meine Augen schließen. Ich habe mich auch den kompletten Urlaub nicht daran gewöhnen können. Vor allem in den Städten durchlitt ich regelmäßig Angstzustände :-D.
Gegen Montagmittag erreichten wir dann endlich unser Ziel. „LO STAGNONE“

Als wir in die Nähe der Lagune kamen, sahen wir bereits unzählige Kites am Himmel. Da wir noch etwas Zeit hatten bis wir unser Ferienhaus beziehen konnten, parkten wir unser Auto und liefen am Wasser entlang, um ein wenig die Gegend kennenzulernen. An der Lagune bemerkten wir schnell, dass jeder Zentimeter unter den diversen Kiteschulen aufgeteilt war. Von großen bis kleinen, von deutschen bis italienischen Kiteschulen, war hier alles vertreten. Das bedeutet allerdings auch, dass du Geld bezahlen musst, um die Lagune zum Kiten zu nutzen. Die Preise variieren sehr, je nachdem für welche Kite - Station ihr euch entscheidet. Die meisten bieten Duschen, Toiletten, Zugang zur Lagune, Storage und WLAN an. Wir entschieden uns für „Level up Kite“ (on Instagram @levelupkite).

Diese sehr kleine und gemütliche Kite-Station wird von Christian, einem netten, witzigen und sehr entspannten Kitelehrer, allein betrieben. Er empfing uns mit offenen Armen und bot sofort seine Hilfe an. Bei ihm fühlten wir uns von Anfang an wohl. Auch die Preise lagen bei ihm, im Vergleich, unterhalb der großen und überfüllten Kite – Stationen. Bei Christian könnt ihr aber nicht nur die Lagune nutzen, zusätzlich bietet er jeden Montag eine Movie-Night und jeden Donnerstag ein Barbecue an. Die Movie – Night haben wir leider nicht mitgemacht, aber das Barbecue war hervorragend. Für 10 € pro Person zaubert euch Chris sowohl vegetarische Speisen, als auch Gerichte mit Fleisch. Bei uns gab es einen Teller voll mit Schaschlik – Spießen, genau das richtige nach einem großartigen Tag auf dem Wasser. Chris hat sich auch viel Zeit genommen, um uns alles ausführlich zu erklären. So erfuhren wir, dass in Italien eine Helmpflicht beim Kiten besteht. Bei allen Stationen wirst du darüber informiert und musst auch eine entsprechende Belehrung unterschreiben. Auch informierte Chris uns darüber, dass es in diesem sehr warmen und endlos flachen Gebiet Anemonen gibt, die Hautreizungen hervorrufen können. Obwohl wir in der Lagune mit Leggings und langem UV-Shirt aufs Wasser gingen, mussten wir nach unserer ersten Session feststellen, wie unangenehm diese Hautreizungen sein können. Überall da, wo kein Stoff war, bildeten sich fiese rote Quaddeln, die unheimlich juckten und brannten. Was hilft dagegen? Aloe Vera, die an jeder Ecke zum Glück wächst. Der geleeartige Inhalt der Blätter hilft hervorragend gegen das Jucken. Chris meinte, man gewöhnt sich daran, ich allerdings hatte nach jeder Session unangenehme Quaddeln. Vor allem wird es sehr unangenehm, wenn du noch Anfänger bist und noch relative viel im Wasser läufst bzw. du schon Tricks übst, die allerdings auch noch im Wasser enden. Ärgerlich, vor allem als Anfänger, sind auch Gebiete im Wasser, in denen du auf einmal bis zur Hüfte im Schlamm stehst. Muss man mögen! J Zu beachten ist in der Lagune auch, dass die ersten 100 Meter den ganzen Kiteschulen vorbehalten sind. Das bedeutet für dich, wenn du schon über den Wasserstart hinaus bist, zu versuchen an den ganzen Schulen vorbeizukommen, ohne einen Schüler umzufahren. Hört sich jetzt vielleicht witzig an, ist aber in der Lagune ein wirklich schwieriges Unterfangen. Wenn du das aber dann irgendwann geschafft hast, hast du auf jeden Fall genügend Platz, um zu üben. Du kannst sogar, wenn du viel Ausdauer hast und mal aus dem Kiterbecken raus möchtest, die Insel innerhalb der Lagune umrunden. Dann wirst du feststellen, dass es auf der anderen Seite der Insel genauso flach ist, nur, dass du fast allein fahren wirst und somit unendlich viel Platz zur Verfügung hast. Das Schöne an dem Spot, oder besser gesagt an ganz Italien, sind die sehr zuverlässigen thermischen Winde. Pünktlich 13 Uhr ging jeden Tag der Wind an, zwar nicht über 20 Knoten, aber um Spaß mit einem 12qm Kite zu haben, reichte es alle mal. Wenn du also Lust auf einen Flachwasserspot hast, der riesig ist, du neue Tricks oder das Fahren lernen möchtest und dich bei 12 bis 18 Knoten wohlfühlst, bist du in Lo Stagnone auf jeden Fall richtig.

Da wir aber auch unbedingt auf das offene Mittelmeer wollten, suchten wir noch einen anderen Spot in unserer Nähe.
„CAPO FETO“

Dieser Spot war für mich mein absolutes Highlight. Zu erreichen ist dieser Spot nur mit einem Auto. Das Navi wird dich entlang von Feldern voller Wein, direkt an die Mittelmeerküste führen. Infrastruktur gleich null. Ähnlich wie Rosengarten auf Rügen, falls ihr das kennt. Dafür erwartet dich offenes Mittelmeer ohne Wellen. Ich traute meinen Augen nicht, als ich vor dem türkisfarbenen Wasser stand, fast völlig allein. Gefunden haben wir diesen Spot über das Internet. Direkt vor Ort gibt es auch eine kleine Kite – Schule („Kitesurf Mazara Kite School“), bei der wir uns über den Spot Informationen einholten.

Capo Feto ist vor allem auch für Aufsteiger geeignet, die das Fahren in tiefen Gewässern üben möchten (so wie ich). Die ersten 100 bis 200 Meter sind stehtief, danach wird das Wasser etwas tiefer und dunkler. Aber genau das ist der Reiz an diesem Spot. Du siehst die ganze Zeit den Grund und die Steinriffe unter dir. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Je weiter du raus fährst, desto mehr hast du natürlich deine Ruhe. Ich würde euch nur nicht empfehlen über den Riffen Tricks zu machen, da ihr eventuell das Riff aber auch euch verletzen könntet. Die perfekte Windrichtung für diesen Spot ist Nord. Bei südlichen Winden findest du hier ebenfalls einen tollen Wavespot vor, das haben wir allerdings nicht ausprobieren können. Zum Aufbauen, Starten und Landen ist am Strand genügend Platz. Der einzige kleine Störfaktor waren alte Algen, die am Strand in mehreren Schichten lagen, so dass du mal kurz bis zum Knöchel eingesunken bist. Aber das war mir reichlich egal, dieser Spot ist es absolut wert.

Für mich persönlich war Capo Feto ein absoluter Traumspot, der die Lagune um Längen geschlagen hat. Aber das ist Geschmacksache :).
Nach einer Woche Kiten, ging es dann auch leider schon wieder für uns zurück nach Hause. Auf dem Weg nach Deutschland waren wir total heiß darauf irgendwo aufs Wasser zu kommen, doch leider zog uns der nicht vorhandene Wind einen Strich durch die Rechnung. So machten wir auf der Rücktour einen Stopp in Pompeji, damit auch die Kultur nicht zu kurz kam.
Einen Wehrmutstropfen habe ich allerdings, in diesem tollen Urlaub. Wir mussten mit Erschrecken feststellen, dass Italien und vor allem auch Sizilien, ein riesen Problem mit Müll haben. An jeder Ecke liegt diverser Müll, vor allem Plastikmüll! Dieser Umstand trübte leider unsere Urlaubsfreude. Also macht euch darauf gefasst, im Vergleich zu Deutschland, kann dieser Umstand einen sehr wütend stimmen.
Trotzdem kann ich euch Sizilien zum Kiten und um coole neue Leute kennenzulernen nur empfehlen. Ich rate euch, euch vor Ort eine Kite - Station in Lo Stagnone aussuchen. So könnt ihr auch kleinen Stationen, wie die von Christian, unterstützen. Ein Fahrzeug ist auch sehr von Vorteil, um neue Spots zu erkunden und bei windlosen Tagen die umliegenden Städte zu besuchen. Probiert auf jeden Fall die sizilianische Küche und den Wein! Ihr werdet es nicht bereuen.
Sollte ich euch Lust auf einen Sizilien Urlaub gemacht haben und ihr habt noch weitere Fragen, dann schreibt uns einfach. Entweder in den Kommentaren oder auf Instagram.
Ich freue mich auf euer Feedback.
Ciao, hang loose und bis bald.
Jule
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